Auf einem Vortrag im Rahmen der Agritechnica hat Dr. Walter Schmidt, der pensionierte Maiszüchter bei der KWS, die Hoffnung verstärkt, dass in wenigen Jahren in Deutschland Mais in Kombination mit Stangenbohnen angebaut werden. Das hat eine Reihe von Vorteilen – allen voran die Verringerung der Sojaimporte. Anbei die Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen seines Vortrags: „Im Rahmen des von der FNR geförderten Projektes ist es gelungen, in der Zeit zwischen 2013 und 2015 Stangenbohnensorten zu identifizieren, die das 2,5-fache Ertragsniveau von modernen Garten-Stangenbohnensorten besitzen.
Das durchschnittliche Ertragsniveau der besten Bohnensorten lag in Einbeck im Bereich von rund 26 dt/ha, in einzelnen Kombinationen erreichten die besten Bohnen 30 bis 35 dt/ha.
Bei höchsten Bohnenleistungen (30 bis 35 dt/ha) geht die Leistung des Gemenges um etwa 10% gegenüber dem Mais im Reinanbau zurück. Verzichtet man auf die maximal mögliche Bohnenleistung, können die besten Gemenge die Maisleistung im Reinanbau bereits annähernd erreichen.
Bohnen haben gegenüber Mais tendenziell geringere Trockensubstanzgehalte. Diese kann man, um Silierprobleme zu vermeiden, über die Wahl einer früheren Maissorte kompensieren. Parallel suchen wir aber auch nach Bohnensorten, die früher abreifen, aber im Gegensatz zu den modernen Garten-Stangenbohnen ihre Blätter nicht schon Ende August oder Anfang September abwerfen.
Die Gemenge von Maissorten, die mit der Bohne selektiert wurden, übersteigen in der Regel die Leistung der Maissorten im Reinanbau bei 7,5 Pflanzen/m2 und erreichen in Einzelfällen die Leistung der Maissorten im Reinanbau bei 10 Pflanzen/m2.
Am besten schnitten die Bohnen in Kombination mit der Maissorte Fernandez ab. Das überrascht nicht, denn an dieser Sorte wurden sie selektiert! Das deutet darauf hin, dass es neben einer allgemeinen auch eine spezifische Mischanbaueignung gibt.
Die drei Stangenbohnensorten Anellino Verde, Anellino Giallo und Meraviglia di Venezia wurden 2015 vermehrt. Landwirte, die daran interessiert sind, einen kleinen Probeanbau mit Mais/Stangenbohnen-Gemengen für die Biogasproduktion anzulegen, können bei KWS dafür Bohnensaatgut beziehen.
In unseren bisherigen Versuchen haben wir die Bohne gesät, wenn der Mais das 3- Blattstadium erreicht hatte. Das Jahr 2015 hat uns gelehrt, wir müssen zukünftig beide Partner gleichzeitig säen. Wenn die spätere Aussaat der Bohne in eine trockene Phase fällt, kann dies den Aufgang der Bohne so stark verzögern, dass die Bohne den Mais nicht mehr einholen kann. Das bedeutet, wir müssen kältetolerante Bohnensorten finden oder neu züchten, die mit dem Mais zusammen früh ausgesät werden können.
Gleichzeitig müssen diese kältetoleranten Bohnen kleinkörnig sein. Dies hat zum einen aussaattechnische Vorteile und zum anderen lassen sich kleinkörnige Bohnen kostengünstiger vermehren.
Bisher hatten wir bewusst die Bestimmung des Methanbildungsvermögens der Bohnen zurückgestellt. Wir wollten zunächst die mehr als 200 vorliegenden Bohnensorten aufgrund ihrer agronomischen Eigenschaften eingrenzen. Von den 12 intensiv geprüften Bohnensorten steht nun ausreichend Probenmaterial zur Verfügung, sodass wir jetzt deren Methanausbeuten bestimmen können. Dabei wollen wir auch gleichzeitig widersprüchliche Ergebnisse in der Literatur zu den Methanausbeuten der Bohnen klären.
Nicht nur wir Züchter, auch die Pflanzenbauer haben noch eine „To do“- Liste abzuarbeiten:
- Die pflanzenbaulichen Faktoren Aussaattermin, Bestandesdichte und Bestandesarchitektur müssen der gleichzeitigen Aussaat angepasst werden
- Insbesondere ist zu prüfen, wie weit man sich mit den vorhandenen Bohnensorten an die optimale Aussaatzeit des Maises heranwagen kann
- Auch der Pflanzenschutz in Gebieten mit Hirseproblemen muss noch optimiert werden.
Über das BÖLN wird seit 2014 ein extrem breit angelegtes Parallelprojekt zu den Mais-Bohnen-Gemengen gefördert. Das Projekt untersucht, ob sich diese Gemenge auch zur Fütterung von Wiederkäuern und Monogastriern eignen, obwohl ungekochte Bohnen das für uns Menschen hochgiftige Phasin enthalten. Mit großer Spannung sehen wir den ersten Ergebnissen aus den Milchvieh-Fütterungsversuchen entgegen, die Frau Dr. Kerstin Barth ab Februar 2016 in Trenthorst durchführt. Frau Dr. Barth rechnet damit, dass sie ab März, also noch vor der Aussaat 2016, erste Aussagen zur Eignung von Mais/Bohnen-Silagen zur Fütterung an Milchkühe machen kann.
Wenn die Tierernährer aus Trenthorst und Braunschweig prinzipiell „Grünes Licht“ für die Fütterung von Mais/Bohnen-Silagen geben, dann gilt es, die Futterqualität der Bohne in der Selektion mit zu berücksichtigen. Dem Phasingehalt könnte dabei eine zentrale Rolle zukommen. Erste Ergebnisse, die Herr Prof. Windisch am Institut für Tierernährung in Weihenstephan durchgeführt hat, haben gezeigt, dass Bohnensorten (zumindest im Korn) eine erhebliche Variation im Phasingehalt aufweisen.
Das Bild zeigt den Vergleich zwischen einem total verunkrauteten Mais (links) und dem kombinierten Anbau von Mais und Stangenbohnen (rechts). Fazit: Der Mais akzeptiert die Bohnen als Partner, nicht aber die herkömmlichen Unkräuter! Foto: Dr. Walter Schmidt, KWS
Wenn man Mais-Bohnen-Gemenge an Wiederkäuer verfüttern kann, dann können diese Gemenge auch zur Beseitigung des Stickstoffüberschusses in der Landwirtschaft beitragen. Das überrascht, ist doch die Bohne ein Stickstofffixierer. Spontan würde man des- halb das Gegenteil erwarten, dass nämlich die Bohne das Problem des N-Überschusses eh
er verschärft. Doch die Pflanzenbauer lehren: Ist genügend Stickstoff im Boden vorhanden oder gar im Überfluss da, dann stellen die Leguminosen die für sie energieaufwändige N-Fixierung ein. Die Bohne kann also den im Überschuss vorhandenen Stickstoff aus dem Boden nutzen und ihn in ein proteinreiches Futter umwandeln. Denn die Bohne hat einen mindestens doppelt so hohen Proteingehalt wie der Mais. Eine Steigerung des Proteingehaltes von 7% (reine Maissilage) auf 9 bis 10% in den Gemengen (bei 30% Bohnenanteil) kann Sojaimporte einsparen helfen und damit auch den N-Eintra
g aus Südamerika in unsere Betriebe. Diese zusätzliche große Chance des Mais-Stangenbohnen-Mischanbaus gilt es nun wissenschaftlich und in der Praxis auszuloten!